Sonntag, 26. Januar 2014

Hinter den Spiegeln, Teil 1: Erfüllungsgehilfe?

Ich freue mich, euch heute schon den zweiten Gastbeitrag präsentieren zu dürfen. Der Text soll Teil einer Serie sein, die den Namen trägt: Polyamorie im Land hinter den Spiegeln - oder: wie fühlt sich mein Partner dabei?
Vielen Dank an Matthias für diesen Bericht aus seinem Erfahrungsschatz!


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Ich als aktiv polyamor lebender Mensch bekomme oft zu hören, ob das nicht für meine Partnerin(nen) deprimierend sei, dass sie "mir nicht ausreicht". Ich kann dem widersprechen und das aus eigener Erfahrung. Ich habe eine Freundin, mit der ich eine ziemlich "normale" Beziehung führe (wenn man davon absieht, dass wir uns auch außerhalb der Beziehung umsehen) und diese Partnerin hat gelegentlich andere Partner. Ich habe dabei nicht das Gefühl unzureichend zu sein. Ganz im Gegenteil: Ich will gar nicht für ihre Zufriedenheit verantwortlich sein. Wenn sie etwas braucht, was ich ihr nicht geben kann/will, dann freue ich mich darüber, dass sie es sich woanders holen kann. Auf diese Weise muss ich nichts "ihr zu Liebe" machen und sie kann sicher sein, dass ich alles, was ich ihr gebe, auch wirklich von mir aus geben will. Auf diese Weise können wir beide alle unsere Bedürfnisse erfüllen ohne dass einer von uns den anderen unter Druck setzen muss.

In schwierigen Phasen in unserer Beziehung habe ich auch genau diese Argumentation von ihr erfahren. Zu diesen Zeiten war es nämlich oft so, dass sie viel entspannter war, wenn sie wusste, dass nicht alles an ihr hängt.

Diese Sichtweise funktioniert natürlich nur (oder zumindest am besten), wenn man diese Entlastung genießen kann ohne Angst zu haben, dass man den Partner dabei verliert. Generell sehe ich in der Befreiung von der Angst (und von übermäßigem Interpretieren) den wichtigsten Schritt für ziemlich viele schöne Dinge und Polyamorie ist eine davon. In diesem Sinne werde ich hoffentlich noch einige Gastbeiträge schreiben und Euch die "andere Seite" dieser Gleichung näher bringen.

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Amelie hier: eine gute Idee, mal direkt die Perspektive des Partners zu beleuchten. Ich finde es schön zu sehen, wie die von mir geliebten Menschen von meiner eigenen polyamoren Lebensweise profitieren können, egal ob sie selbst auch polyamor sind oder nicht.
Den Druck, für die Zufriedenheit des Partners verantwortlich zu sein, habe ich in meinen vergangenen monoamoren Beziehungen ja auch selbst gespürt, und es ist für mich eine große Erleichterung, dass das nun nicht mehr so ist. Umso schöner, dass ich damit auch anderen Menschen diesen Druck erspare!

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