Freitag, 27. Dezember 2013

Leicht zu haben

Leicht zu haben? Das will man in der monogamen Ellenbogengesellschaft nicht sein. Davor wird das jugendliche Mädchen von den Eltern gewarnt. Und wer es trotzdem wird, über die wird gelästert: "Die ist aber leicht zu haben, so eine billige Schlampe". Früher wollte ich das auch nicht sein. Was nicht teuer ist, kann ja auch nichts wert sein - die Konsumgesellschaft legt an Beziehungen die selben Maßstäbe wie an Waren. Als ob man Liebe kaufen könnte.

Jetzt kann ich sagen: Leicht zu haben? Ja, bin ich. Und das ist gut so!

Auch wenn mich das Wort "haben" stört, weil es so nach Besitz klingt. Aber das, was im Kern damit gemeint ist, trifft zu: die Hürden, um eine liebevolle Beziehung (nicht "Beziehung" im heute üblichen Sinne, sondern das, was das Wort eigentlich bedeutet: jeder zwischenmenschliche Kontakt) mit mir zu beginnen, sind längst nicht so hoch wie bei monogam lebenden Menschen. Durch Polyamorie werden sie schon von sich aus viel geringer.
Denn die größte Hürde für den Beginn einer exklusiven Beziehung ist nicht, sich für den Partner zu entscheiden. Sondern gegen alle anderen.

"Wir beide gegen den Rest der Welt" - wie oft habe ich diese Worte gehört, gelesen, selber gedacht und herbeigesehnt... bis ich irgendwann merkte: Eigentlich mag ich den Rest der Welt doch viel zu gerne. Ich will gar nicht gegen die sein.
Da gibt es doch noch so viele weitere wunderbare Menschen da draußen. Wie sollte es die Nähe zu einem einzigen davon aufwiegen können, dass ich mit allen anderen nichts mehr (bzw. maximal eine platonische Freundschaft) anfangen dürfte?

Ich möchte mich auf jeden Menschen einlassen können, der für mich sympathisch und anziehend ist. Einfach mal sehen, was für eine Verbindung sich in diesem individuellen Fall ergibt, und den Moment genießen.
Das kann ich durch die Polyamorie. Denn die größte Schwierigkeit von früher fällt weg: ich muss nicht mehr entscheiden, ob derjenige "besser" als alle anderen ist. Solange er gut für mich ist, ist er gut genug. Ich muss nicht mehr vergleichen, was sowieso nicht vergleichbar ist.

Und dann kann "leicht zu haben" auch keine Beleidigung mehr sein. Wer das nicht ist, schränkt sich nur selber ein und verpasst viele wunderbare Verbindungen zu wunderbaren Menschen.


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