Sonntag, 15. November 2015

Jemand zuhause?


(Bildquelle: pixabay, Zitatquelle: TEDx Talks)

Zuhause, das ist erstmal da, wo man wohnt. Zumindest ist das die gängige Definition, und ich stimme ihr auch weitgehend zu.
In meiner Stadt und meiner Wohnung kenne ich mich aus - das ist ein wichtiger Punkt fürs sich-zuhause-Fühlen.
Außerdem kann ich über meine Wohnung selber verfügen. Ich kann umräumen und gestalten. Und ich kann Gäste einladen, ohne irgendwen vorher fragen zu müssen - das ist anders, als wenn ich selber irgendwo Gast bin, egal wie sehr ich mich dort schon auskenne und mich wohlfühle.

Zuhause hat aber auch irgendwie was mit Menschen zu tun. Menschen, die ich gerne in meiner Nähe habe. Bei denen ich mir wünsche, dass mein Zuhause auch ihres wäre, oder umgekehrt. Es gibt viele dieser Menschen, und sie wohnen an vielen verschiedenen Orten. Wenn es danach geht, ist meine aktuelle Wohnung gar nicht mehr so viel Zuhause.

Ich (tag)träume oft davon, wie mein ideales Zuhause aussehen würde, und in diesem Bild tauchen immer viele Menschen auf, die mit mir gemeinsam dort zuhause sind. Leider sind diese in Wirklichkeit eben weit verstreut, und ich glaube nicht, dass sie jemals alle gleichzeitig am gleichen Ort zuhause sein werden.

Vor einer Weile habe ich einige Leute kennengelernt - man könnte sagen, ein "Polykül" oder zumindest einen Teil davon - die etwas von meinem Traum-Zuhause schon in Wirklichkeit haben. Eine WG mit lieben, flauschigen Menschen, die alle auf ihre Art wunderbar sind. Ich war dort zu Besuch, und selten ist mir ein Abschied so schwer gefallen wie nach dieser einen Woche "Urlaub" in diesem kleinen Abbild meiner persönlichen polyamoren Utopie.

Obwohl ich diese Leute nach meinen sonstigen Maßstäben noch nicht lange genung gut genug kenne, denke ich ziemlich viel darüber nach, mit ihnen zusammen zu wohnen. Und warne mich dann wieder selbst davor, dass ich sowas nicht mit einer rosaroten Brille entscheiden sollte. Als hätte ich ganz viel Zeit dafür...

Und jetzt tut sich da auf einmal die Chance auf, dass dort bald ein Zimmer frei werden könnte. Und ich bin noch mehr hin- und hergerissen. Zwischen der kleinen Utopie mit einer kleinen, flauschigen Herde von Lieblingsmenschen auf der einen Seite - und auf der anderen Seite der wunderbaren Stadt, in der ich gerade wohne, mit vielen flauschigen Freunden, die zwar nicht mit mir zusammenwohnen aber ab und zu mal in meiner Nähe sind, der Stadt mit der großen, aktiven polyamoren Community, die ich mit aufgebaut habe, der großen Stadt mit der bunten, vielfältigen, kontaktfreudigen Mentalität, in der ich mich sehr wohlfühle.

Mehrere hundert Kilometer und eine Bundesländergrenze liegen zwischen den zwei Orten, wo ich gerne zuhause sein möchte. Und an beiden Orten sind Menschen, die ich liebe. An einem mehr Leute, aber nicht so nah. Am anderen weniger Leute, aber sehr nah. Und ich mag mich nicht entscheiden müssen, verdammt!

Vielleicht sollte ich auch im Zug wohnen wie Leonie Müller? Aber der Zug wäre eben doch kein Zuhause, was wirklich mir gehört. Wo ich gestalten und mit meinen Gästen allein sein könnte und so weiter.
So ein Bahnticket ist außerdem so teuer, da könnte ich mir nicht noch eine Wohnung zusätzlich leisten. Und erst recht keine zwei.
Ein Wohnmobil ist auch nicht wirklich erschwinglich, verpestet die Umwelt, und meinen Zusammenwohn-Traum könnte ich damit auch nur höchstens halbherzig verwirklichen.

Und von der Frage, wo ich dann eigentlich arbeiten würde, traue ich mich kaum, überhaupt anzufangen... aber so lange es noch kein bedingungsloses Grundeinkommen gibt, hat diese Frage leider auch ziemlich viel drohenden Einfluss auf mein Leben.

Manchmal ist es schade, dass durch Träumen allein noch keine Wünsche wahr werden können.
Ich wünsche mir eine Welt, wo ich mir keine Sorgen mehr um mein Einkommen machen muss. Und ein großes Haus, was eine variable Zimmeranzahl hat, so dass alle meine Liebsten und deren Liebste dort wohnen könnten, und wenn es mal mehr oder weniger werden, würde es immer noch passen. Und das Ganze bitte mit einem großen Garten drumherum, aber direkt in meiner geliebten Großstadt, mit der Straßenbahnhaltestelle vor dem Gartentor.

Liebes Universum, du hast meine Bestellung gelesen. Wie sind denn da so die Lieferzeiten?

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4 Kommentare:

  1. Danke schön für die interessanten Worte

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  2. Für eine langfristig beständige Gemeinschaft können die Lieferzeiten lang werden. Das hängt auch von Deiner Entscheidung und den Lebensent-wicklungen ab. Ich arbeite und hoffe an einer ähnlichen Bestellung seit 2007.

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  3. Danke für den schönen Beitrag, wirklich interessant und gut geschrieben. Ich schreibe ebenfalls einen Blog - zum Thema Beziehungen und Partnerschaft. Freue mich, wenn du mal vorbeischaust. http://janadoe.blogspot.de

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  4. Ich bin echt beeindruckt. Habe mir den ganzen Blog durch gelesen. Setze mich erst seit kurzem mit Themen auseinander. Weil mich der Reiz packte als ein Freund mir seine Denkweise erläuterte. Der Blog war spitze ;)

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