Sonntag, 13. April 2014

Chaos auf der Rolltreppe? - eine Geschichte von Respekt und So-sein-lassen

Ich war vor kurzem bei einem neu kennengelernten, lieben Menschen zu Besuch - spontan und unvorbereitet. Auf dem Weg warnte er mich vor: "Bei mir ist furchtbares Chaos, ich hoffe das stört dich nicht". Ich konnte ganz locker antworten "kein Problem".
Hätte ich meine eigene Wohnung (die dank meines Hangs zum Minimalismus meistens ziemlich ordentlich ist) so vorgefunden wie seine, dann hätte es mich gestört. Aber ich wohne ja nicht dort - und für ein paar Stunden Besuch ist mir die Sauberkeit meiner Umgebung längst nicht so wichtig wie zuhause.

Dabei ist mir aufgefallen, dass das ein weiterer Vorteil ist, der mit meiner polyamoren/beziehungsanarchistischen Einstellung zusammenhängt.

Früher war das nämlich anders. Früher hätte ich aus der Tatsache, dass ich eben erwähnten Menschen gerade anziehend finde, höchstwahrscheinlich den Schluss gezogen, dass ich nun mit ihm die Beziehungsrolltreppe fahren möchte. Und die sieht eben vor, dass man irgendwann eine gemeinsame Wohnung hat. Was dann wohl dazu führen würde, dass wir uns ständig um die "richtige" Ordnung und Art der Haushaltsführung streiten und versuchen, uns gegenseitig zu verändern und zurechtzubiegen. Oder es wäre gar so gekommen, dass die Beziehung deswegen als gescheitert betrachtet würde, nur weil wir unterschiedliche Vorstellungen von Ordnung haben.

So wie es jetzt ist, kann ich viel entspannter sein. Ich kann jemanden schließlich auch lieb haben, ohne mit ihm zusammenziehen zu wollen. Ohne Streit und ohne unbefriedigende Kompromisse. Und das ist völlig in Ordnung. Ich suche nicht mehr nach "dem einen" Partner, der in allen Bereichen kompatibel mit mir ist. Sondern ich teile mit jedem geliebten Menschen das, was uns verbindet. Mehr muss ja gar nicht sein, was sollte das auch bringen...

Das ist für mich auch eine Art von Respekt. Ich lasse andere Menschen so, wie sie sind - ohne Manipulation und Verbiegen. Weil ich niemanden mehr brauche, der genau in die starre Form eines fiktiven "Idealpartners" passt. Oder eher: gequetscht wird, weil er von alleine ja doch nie so hunderprozentig passt.
Menschen sind unterschiedlich, und das ist schön. Wäre doch schade, sich für andere zu verbiegen, obwohl es gar nicht nötig ist.


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