Mittwoch, 3. Dezember 2014

Mehr echtes Ja und Nein

(Bild: GNOME/Sun Microsystems)

Durch die Beziehungsanarchie kann ich öfter (als früher) ja sagen. Und öfter nein sagen. Und beides vor allem auch meinen. Klingt paradox? Nicht, wenn ich genauer hinschaue:

Ich kann ja sagen zu dem, was ich mir vorher, aus Beziehungsrolltreppen-Konventionen heraus, nicht erlaubt habe: Ja sagen dazu, mich auf einen Moment der Nähe mit einem Menschen einzulassen, auch wenn ich keine "feste Beziehung" mit ihm möchte. Ja sagen dazu, dass es gerade schön ist, diese Nähe miteinander zu teilen, auch ohne zu wissen wie es weitergehen soll. Ja sagen auf die Frage, ob ich sie küssen mag - auch wenn ich gerade keine Lust auf Sex mit ihr hätte. Ja sagen zu Spontanität, und jede menschliche Nähe zulassen können, die sich gut anfühlt. "Leicht zu haben" sein und Freude daran haben. Niemanden mehr auf Distanz halten müssen, dien ich doch eigentlich so gern nahe bei mir hätte.

Und ich kann nein sagen zu dem, was mir vorher, aus Beziehungsrolltreppen-Konventionen heraus, als obligatorisch, oder doch zumindest erstrebenswert-sein-sollend erschien: Nein sagen dazu, mit jemandem eine Familie gründen zu wollen, nur weil wir auch sexuell intim miteinander sind. Nein sagen dazu, dass wir uns doch viel öfter sehen müssten, weil Andere das sonst nicht als "richtige" Beziehung akzeptieren. Nein sagen dazu, alleine für die Lebenszufriedenheit eines Menschen verantwortlich zu sein. Nein sagen zu der Erwartung, auch Dinge gemeinsam tun zu müssen, die wir eigentlich gar nicht wollen, nur weil "es sich so gehört".

Je weniger mich also die unpassende gesellschaftliche Konvention dazu drängen kann, ein Ja oder Nein auszusprechen, was ich eigentlich gar nicht meine - umso mehr ist auch das wirkliche Ja und Nein von mir wert, weil es echter ist. Weil sich meine geliebten Menschen darauf verlassen können, dass ich mit ihnen nur das teile, was ich auch wirklich will (und mich damit dann aber nicht unnötig zurückhalte). Zumindest im Idealfall - denn so ganz habe ich die Erwartung, dass man Erwartungen an mich hat, noch nicht aus dem Kopf rausbekommen. Aber sowas braucht halt einfach Zeit.

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