Sonntag, 15. November 2015

Jemand zuhause?


(Bildquelle: pixabay, Zitatquelle: TEDx Talks)

Zuhause, das ist erstmal da, wo man wohnt. Zumindest ist das die gängige Definition, und ich stimme ihr auch weitgehend zu.
In meiner Stadt und meiner Wohnung kenne ich mich aus - das ist ein wichtiger Punkt fürs sich-zuhause-Fühlen.
Außerdem kann ich über meine Wohnung selber verfügen. Ich kann umräumen und gestalten. Und ich kann Gäste einladen, ohne irgendwen vorher fragen zu müssen - das ist anders, als wenn ich selber irgendwo Gast bin, egal wie sehr ich mich dort schon auskenne und mich wohlfühle.

Zuhause hat aber auch irgendwie was mit Menschen zu tun. Menschen, die ich gerne in meiner Nähe habe. Bei denen ich mir wünsche, dass mein Zuhause auch ihres wäre, oder umgekehrt. Es gibt viele dieser Menschen, und sie wohnen an vielen verschiedenen Orten. Wenn es danach geht, ist meine aktuelle Wohnung gar nicht mehr so viel Zuhause.

Freitag, 25. September 2015

In der Grauzone

Ganz früher habe ich nicht darüber nachgedacht, was der Unterschied zwischen sinnlich und sexuell ist.
Dann habe ich mal versucht, Sexualität irgendwie zu definieren und bin zu dem Schluss gekommen, dass sie zu nicht-binär ist um sich wirklich abgrenzen zu lassen.

Dann, vor einigen Monaten, habe ich mich viel damit beschäftigt, und der Unterschied wurde wichtig. Und ich habe eine Definition gefunden - oder eher erfunden, denn sie ist letztendlich auch nur völlig willkürlich.
Aber ich brauchte sie, damit ein Begriff wie Asexualität überhaupt Sinn ergibt.

Und nun habe ich schon so oft anderen Menschen erklärt, was Asexualität bedeutet. Habe so oft sexuelle Anziehung versucht zu beschreiben. Und es fühlt sich immer mehr an wie eine völlig willkürliche Festlegung einer Grenze, die keinen natürlichen Grund hat, genau an dieser Stelle zu sein.

Montag, 21. September 2015

Ja sagen ist schön

Ich bin frisch zurück von einem Zeltlager mit anderen polyamoren Menschen, einem schönen Wochenende voller neuer Eindrücke - und damit auch voller Ideen für neue Blogartikel. Ich starte jetzt mal den ersten Versuch, ein einzelnes Thema herauszugreifen, denn irgendwo muss ich ja anfangen.

"Consent is sexy" schreiben viele Aufklärerinnen, wenn sie mit Infokampagnen gegen die verbreitete Respektlosigkeit in unserer Kultur vorgehen.
Und ich fand diesen Spruch immer irgendwie seltsam. Konsens ist in erster Linie mal ein ethischer Grundsatz. Da geht es um respektvolles Verhalten, also darum, keine Grenzen zu verletzen. Ob es sexy ist spielt keine Rolle, es ist einfach eine ethische Pflicht, auf Konsens zu achten. Auch dann, wenn es absolut unsexy erscheint und eher unbequem und nervig ist.
In den letzten Tagen habe ich dazu einen neuen Gedanken erlebt. Ob Konsens nun tatsächlich "sexy" ist, kann ich wohl nicht so ganz beurteilen. Aber ich kann zumindest sagen: Konsens kann sehr schön und... hmm... leidenschaftlich sein.
Und ist sowieso auch fast ein unabdingbares Kriterium, damit ich einen Menschen überhaupt attraktiv finden kann (zumindest wenn es um mehr als nur ästhetische Anziehung geht). Aber das war mir ja auch schon vorher klar.

Für alle, die nun gar nicht wissen, wovon ich eigentlich rede: Konsens bedeutet in diesem Zusammenhang die Absicht und die Praxis, die Grenzen anderer Menschen zu erkennen und zu achten - was umso wichtiger ist, je mehr Intimität man miteinander teilt. Also im Prinzip einfach respektvolles Verhalten.

Donnerstag, 10. September 2015

Wohin mit der ganzen Begeisterung?

Foto: blauer Himmel mit rosa schimmernden Wolkenfetzen
(Bild: pixabay)
Anziehung, Verliebtheit, Schwärmerei, Faszination für die Attraktivität eines Menschen - wie auch immer man es nennen will... es ist ein schönes Gefühl, einen anderen Menschen ganz akut so wunderbar zu finden, dass ich bei dem Gedanken an ihn schon lächeln muss und mich freue.

Montag, 31. August 2015

Im Dschungel der Gruppendynamik

Foto von einer Gruppe Erdmännchen, von denen vier aneinandergekuschelt stehen und eines mit etwas Abstand daneben.
(Bildquelle: pixabay)

Ich habe in letzter Zeit festgestellt, dass mich das Thema Gruppendynamik immer wieder beschäftigt. Und deswegen kommt jetzt auch mal ein Blogartikel dazu, selbst wenn ich noch keine großartige Schlussfolgerung habe.

Früher war ich nicht besonders gut darin, Gruppendynamik richtig einzuschätzen. Ich habe nur gemerkt wenn etwas schief ging, und dann war ich meistens schon das Opfer der jeweiligen Situation. Vielleicht deshalb, oder weil mich zwischenmenschliche Prozesse einfach sehr faszinieren, habe ich viel darüber gelernt. Nicht so sehr durch Theorie, sondern durch Erfahrung. Die Theorie lege ich mir jetzt erst langsam selber zurecht.

Sonntag, 30. August 2015

Lust und Missverständnisse

Seit meinem Coming-Out als Asexuelle vor vier Monaten hat sich einiges verändert.

Einerseits bei mir selbst. Ich hatte seitdem tatsächlich fast gar keinen Sex mehr - nur noch am Anfang ein, zwei Mal mit Kilian, und das war es dann für die ganze Zeit. Nachdem ich ja vor einem Jahr, als ich Kilian kennenlernte, für meine Verhältnisse plötzlich sehr viel Sex hatte, wurde es danach langsam wieder immer weniger. So wenig, dass Kilian das "wir sind zusammen"-Label irgendwann nicht mehr als passend empfand und unsere Beziehung zur Freundschaft umbenannte. Was aber nichts Grundsätzliches geändert hat, denn alle Veränderungen sind und waren sehr fließend - weshalb ich ja mit diesen willkürlichen Kategorien eh nichts anfangen kann.

Nun ja, ich schweife ab... jedenfalls habe ich wahrscheinlich mit dem Coming-Out mir selbst gegenüber auch erstmal all die gesellschaftlichen Erwartungen abgelegt, die einem als vermeintlich nicht asexueller Mensch so eingeredet werden und die ich natürlich auch in mir drin hatte. Und so wie ein Pendel, was erstmal in die Gegenrichtung ausschwingt bevor es zur Ruhe kommt, habe ich in der ersten Zeit innerlich alles von mir gewiesen was mit Sex zu tun hatte. Ich habe mich in dieser Zeit auch mit einigen Leuten getroffen, mit denen ich vorher schon sexuelle Intimität geteilt hatte, und mit denen aber auch "nur" gekuschelt.
Ich denke, das war für mich vielleicht nötig, um zu überprüfen, ob mein neues Label auch wirklich passend ist - und dazu habe ich es erstmal in einer extremeren Form ausgelegt als eigentlich passend.

Auch bei den Leuten, die mich schon kannten oder mich in letzter Zeit kennengelernt haben, habe ich damit einen Eindruck erweckt, der sozusagen ein übertriebener Gegensatz zum vorherigen Bild (eben dem der Bisexuellen, die ja so frei und oft ihre Sexualität auslebt) geworden ist.

Nun merke ich, wie das metaphorische Pendel sich zurück in die Mitte bewegt und ich mir selbst damit hoffentlich wieder ein Stück näher komme, nachdem ich erstmal etwas über das Ziel hinausgeschossen war.
Es gibt nämlich gerade einige Menschen, bei denen ich am Liebsten die Zeit zurückdrehen würde, um ihre falsche Einschätzung eher vorgestern als heute zu korrigieren, weil ich befürchte (oder weiß), dass sie mich für "unschuldiger" halten als ich tatsächlich bin.
Also merke ich leider auch direkt die negativen Folgen von diesem anfänglichen Übertreiben...

Montag, 13. Juli 2015

Anziehung, Attraktivität, Intimität - eine Erklärung

Nachdem ich mich bei meinen Freunden als asexuell "geoutet" habe, musste ich oft erstmal erklären, wie das denn mit der Anziehung allgemein so ist... denn wer da in die Norm passt (also meistens alle Arten von Anziehung gleichzeitig für eine Person empfindet), musste sich damit meist noch nie auseinandersetzen, und kann dann oft gar nicht richtig verstehen, was mit "ich empfinde keine sexuelle Anziehung" überhaupt gemeint ist.

Also schreibe ich jetzt mal einen Artikel dazu, was es mit Anziehung, Attraktivität und Intimität so auf sich hat. Vielleicht ist er noch mehr Leuten eine Hilfe, die sie bei Gelegenheit zur Erklärung verlinken können.

Freitag, 8. Mai 2015

Ich bin asexuell

Wie schon in einem anderen Artikel angedeutet, habe ich mich in letzter Zeit viel mit dem Thema Asexualität beschäftigt. So wie das bei mir üblich ist, wenn ich ein neues Thema habe, was mich beschäftigt: ich habe Videos geschaut, Blogs gelesen, Social Network-Seiten und -Gruppen dazu besucht.

Dabei ist mir auch die Information über den Weg gelaufen, dass heute eine Art Aktionstag ist, an dem etwas für mehr Sichtbarkeit (eines der Haupt-Anliegen der asexuellen Community) getan werden soll.

Zu Ehren des Asexual Visibility Day gibt es darum heute eine Spielkarte von mir:

Foto: Ein Stapel Spielkarten mit der Rückseite nach oben. Die unterste Karte ist umgedreht und schaut heraus, so dass sie als Kreuz-As zu erkennen ist.
(Bild: pixabay)

Und hier findet ihr die Erklärung zu der Karten-Aktion.

Mittwoch, 6. Mai 2015

Reprise: wo fängt eigentlich Sex an?

Einen Artikel mit diesem Thema habe ich vor einiger Zeit schonmal geschrieben. Ganz im Sinne meiner skeptischen Einstellung gegenüber binären Schubladen, habe ich damals keine klare Grenze finden können - und eine unklare Grenze ist praktisch gar keine.

In letzter Zeit hat sich meine Meinung dazu verändert, deswegen schreibe ich jetzt nochmal darüber.

Mittwoch, 11. März 2015

Sprachbarrieren


Foto von einem bunten Papagei mit dem Text "Ist dieser Vogel schwarz oder weiß?"
(Bild: pixabay)

Stell dir vor, du läufst in deiner Heimatstadt umher. Eine Gruppe Touristen kommt auf dich zu und fragt dich, wo ihr euch gerade befindet. Sie halten dir einen Stadtplan unter die Nase, auf dem du ihnen eure Position zeigen sollst. Es ist der Plan einer anderen Stadt.

Du würdest sie darauf hinweisen, dass der Plan hier unbrauchbar ist, nehme ich an?
Nun stell dir vor, du bist von ganz vielen dieser Leute umgeben. Und sie sind empört darüber, dass du ihnen unterstellst, den falschen Stadtplan dabei zu haben. Aber du kannst ihnen auf der Karte von Berlin eben nicht zeigen, wo der Kölner Dom steht. Egal, wie sehr du dich bemühst. Richtig?


Freitag, 23. Januar 2015

Kuscheln, sinnliches Begehren, und die Angst vor Ablehnung - Sex vs. Freundschaft?


Portraitfoto: zwei junge Frauen lächeln in die Kamera, während eine die Andere von hinten umarmt.
(Bild: pixabay)
Wie ich ja schon öfter erwähnt habe, kuschel ich sehr gerne. Ich kann davon fast nie genug kriegen - zärtliche Berührung von geliebten Menschen ist so etwas wunderbar Schönes. Mit wem ich gerade wieviel und wie eng kuscheln mag, ist natürlich schon unterschiedlich, bei manchen Leuten fühle ich mich auch unwohl oder bin sehr vorsichtig, z.B. weil es sich anfühlt, als würden sie nicht genug auf meine Grenzen achten. Aber so allgemein gesprochen, gibt es kaum etwas Schöneres für mich als Kuscheln.

Neulich hab ich einen wunderschönen Abend mit Freunden verbracht, wo auch viel gekuschelt wurde... unter anderem mit einer Freundin, die ich sehr anziehend finde und ihr gerne noch näher kommen würde.
Nicht, dass das etwas Ungewöhnliches wäre - ich bin vermutlich in die große Mehrheit meiner etwa gleichaltrigen, weiblichen Freundinnen/Bekannten irgendwie verliebt, finde sie heiß, begehre sie oder wie auch immer man es nennen will... wenn man das so zählt, stehe ich wohl deutlich häufiger auf Frauen als auf Männer (Menschen mit nicht-binärem Geschlecht oder ohne Geschlecht kenne ich zu wenige um eine repräsentative Aussage dazu machen zu können).

Und jetzt gehe ich abends alleine ins Bett und fühle mich schwach, verletzlich, einsam... und wünschte, sie wäre bei mir. Das ist so eine Sehnsucht... die ist schon ein Bisschen schmerzhaft (aber trotzdem auch schön). Verliebtheit? Begehren?

Und weil ich erstens eine Ablenkung brauchte, und zweitens mich emotionale Situationen oft zum Nachdenken anregen, habe ich mir Gedanken über Begehren gemacht. Und dabei etwas über mich selber gelernt, was ich bisher nie so konkret in Worte fassen könnte - vielleicht hilft es mir, mit meinem Begehren in Zukunft besser umgehen zu können.