Montag, 9. Juni 2014

Für mehr geteilte Freude!

Gestern habe ich noch mit einer Freundin darüber geredet und heute dachte ich mir: eigentlich könnte ich darüber auch mal was schreiben.

Ich erinnere mich noch gut daran, wie jemand sich mal über eine Zeichnung freute, die ich für ihn gemacht hatte. Und das dann, als ich mich mitfreute, schnell runterspielte mit "ach, ich bin leicht zu beeindrucken". Ich war damals genauso verwirrt darüber, wie ich es noch heute bin.
Ich habe noch nie verstanden, warum "leicht zu beeindrucken" eine schlechte Eigenschaft sein soll... sofern es etwas Positives ist, was mich beeindruckt, habe ich doch schließlich Freude daran, beeindruckt zu sein.
Ich finde es auch immer schön, zu sehen wie sich Menschen freuen. Und wer dabei besonders offen und frei ist, die Freude nicht zurückhält sondern einfach nach Außen lässt, ist mir gleich viel sympathischer.

Ich habe allerdings den Eindruck, dass das eine ziemlich seltene Fähigkeit ist. Viele Menschen, die ich kenne, sind mit Freudenäußerungen sehr zurückhaltend - obwohl sie nicht unbedingt unglücklich sind.
Und ich kann mir auch vorstellen, warum: die meisten Leute nehmen das nicht so positiv auf wie ich. Wer sich freut wie ein Kind, wird oft eher für naiv und dumm gehalten. Wer Komplimente austeilt, Liebe und Dankbarkeit ausdrückt, erntet eher Verwirrung und Befremdung anstatt Freude und Dank. Ich werde oft seltsam angeschaut, wenn ich etwas sage wie "Danke, dass du hier bist!". So als ob es doof wäre, sich für etwas "selbstverständliches" zu bedanken... was ich erstens gar nicht selbstverständlich finde, und zweitens ist es ja trotzdem schön, mich darüber zu freuen und meine Freude auszudrücken. Denn geteilte Freude ist bekanntlich doppelt Freude.

Wenn mir früher jemand etwas Positives über mich gesagt hat, dann habe ich versucht das zu relativieren, runterzuspielen, oder mich gezwungen gefühlt, ein ähnliches Kompliment zurückzugeben. Bis mir irgendwann jemand klarmachte (Ich weiß leider nicht mehr, wer es war, aber danke dafür!), dass die beste Reaktion auf ein Kompliment einfach "danke" ist. Komplimente anzunehmen, wird uns selten richtig beigebracht. Menschen haben Angst vor Lob und Anerkennung, weil sie den Umgang damit nicht gelernt haben. Und das finde ich sehr schade.

Das Selbe gilt auch für Liebe. Ich erlebe sehr oft Situationen, in denen ich die Liebe, Freude und Dankbarkeit, die ich empfinde, nicht ausdrücke - weil ich mein Gegenüber nicht überfordern will. Vielleicht liegt es daran, dass viele Menschen Liebe mit der verpflichtungsbeladenen Beziehungsrolltreppe assoziieren, anstatt sie einfach nur als momentanes, sehr positives Gefühl gegenüber einem Menschen anzunehmen? Oder daran, dass ein Kompliment nicht als wahr akzeptiert werden kann, ohne damit das eigene schlechte Selbstbild ins Wanken zu bringen? Oder daran, dass eine Erwartung darein interpretiert wird, selbst ein Kompliment zurückzugeben?
Ich weiß es nicht immer so genau... ich weiß nur, dass ich es schade finde, meine schönen Gefühle so oft für mich behalten zu müssen, um andere Menschen nicht zu verschrecken.

Ich denke, die Welt wäre so viel schöner, wenn wir alle unsere Freude, Liebe, Dankbarkeit so sehr nach außen zeigen würden, wie wir sie empfinden. Und wenn unsere Mitmenschen sich dann mitfreuen könnten, statt sich unter Druck gesetzt zu fühlen. Ich bemühe mich, diese Gefühle so oft wie möglich nach außen zu tragen, so lange ich mich zumindest halbwegs sicher fühle. Vielleicht wird die Welt damit ein Bisschen liebevoller.


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1 Kommentar:

  1. Amelie, ich glaube, jetzt hab ich mich grad in Dich verliebt.
    Ich lese all Deine Artikel chronologisch und bin fast bei jedem ganz ungehalten auf meiner Couch, weil ich mich so bestätigt fühle. Ich habe mich mit dem Kommentieren zurückgehalten, weil ich mir erst ein Gesamtbild machen wollte. Aber Du hast Recht: wie viele dankbare und wertschätzende Worte gehen dabei verloren. Jedes Kompliment ist ein Geschenk. Nicht nur für Dich, auch für mich. Denn wenn ich meine Freude nicht ausspreche, ist es, als hätte sie nie existiert.

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