Donnerstag, 26. Dezember 2013

Sammeln wie bei Pokémon?


(Bild: Glenda Green)

Einer meiner Freunde sagt ab und zu scherzhaft, dass er Mädchen sammelt wie Pokémons.

Und ich hatte in letzter Zeit manchmal den Eindruck, dass ich auch so eine Art "Sammelleidenschaft" entwickle. Zumindest bin ich schon irgendwie stolz darauf, in den letzten paar Wochen mehr Menschen geküsst zu haben (fünf) als in meinem gesamten vorherigen Leben (drei). Und darauf, dass ich jetzt nicht nur überhaupt meine ersten sexuellen Erfahrungen mit einer Frau gemacht habe, sondern sogar mit zwei verschiedenen Frauen innerhalb nichtmal einer Woche.
Ich muss zugeben, sogar hier im Blog fühlt es sich cool an, das zu schreiben. Vor Eitelkeit bin ich offenbar nicht gefeit...

Jedenfalls fühlte ich mich durch das Stichwort "Pokémon" an diesen Artikel erinnert: Pokémon Polyamory

Und ich wurde nachdenklich: bin ich nur poly, weil ich Bestätigung suche? Weil ich mich wertvoller fühle wenn ich von so vielen geliebt und/oder begehrt werde? Weil ich Angst habe, alleine unvollständig zu sein? Lasse ich mich deswegen auf Leute ein, die eigentlich nicht zu mir passen?

Sicherlich ist es Balsam für die Seele, geliebt und begehrt zu werden. Es ist sogar mehr als das. Ein Stück weit ist es ein menschliches Grundbedürfnis: eine Herde zu finden in der ich mich aufgehoben fühle, die mir Anerkennung, Geborgenheit und Nähe gibt, auch körperlich. Kuscheln macht mich glücklich. Nicht allein, aber zu einem großen Teil.

Aber wenn ich die einzelnen Menschen, die ich in letzter Zeit "gesammelt" habe so betrachte, ist es doch zum Glück auch so, dass mir jeder Einzelne davon um seiner selbst Willen wichtig ist. Dass ich keine Verbindung nur eingehe, weil ich möglichst viele davon haben will (was auch Unsinn wäre - irgendwann wird das ja mit der Zeitaufteilung viel zu schwer). Sondern dass ich eben das Glück hatte, gerade so vielen Menschen zu begegnen, die sympathisch und attraktiv sind, jeder auf seine ganz eigene Art. Und dass es sehr schade gewesen wäre, mich nicht darauf einzulassen, wo die Anziehung doch auf Gegenseitigkeit beruht und es unser beider Leben bereichert.

Die Autorin beschreibt zwei Kategorien von Gründen, polyamore Beziehungen zu führen. Ich finde mich in beiden ein Bisschen wieder, aber der wichtigste Grund, den ich für mich nennen würde, passt in keine von beiden so richtig rein. Es ist eben dieser Gedanke, dass ich, wenn eine solche Sympathie vorhanden ist, keinen Grund sehe, das, was sich daraus ergibt, nicht auszuleben. Menschliche Nähe ist schließlich etwas Schönes, also warum sollte man sich selber darin beschränken?
Ich würde es schon eher in Richtung "abundance" einordnen, denke ich. Nicht ein Überfluss an Liebe in mir, der schon da ist und irgendwie raus muss. Aber ein Überfluss an Möglichkeiten, neue Liebe entstehen zu lassen, indem ich mich ohne unnötige Selbstbeschränkung auf die Menschen einlasse, die mir begegnen.

Also: zugegeben, manchmal muss ich schon aufpassen, ob ich mich gerade wirklich von einem Menschen angezogen fühle oder ob ich nur Bestätigung suche. Aber das Glück, viele wunderbare Menschen in kurzer Zeit getroffen zu haben, ist an sich noch kein wahlloser Sammeltrieb. Solange ich dabei achtsam und mir selber treu bleibe, gibt es keinen Grund sich mit der Anzahl meiner neuen intimen Freundschaften zurückzuhalten.


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